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Lipödem Stadium 1: Tipps zu Selbsthilfe und Behandlung

Hat Ihr Arzt bei Ihnen ein Lipödem Stadium 1 diagnostiziert? Wir klären hier, was das bedeutet, was beim Fortschreiten des Lipödems geschieht und welche Behandlungen im Stadium 1 sinnvoll sind. Außerdem geben wir Ihnen Tipps, worauf Sie achten sollten, damit das Lipödem möglichst langsam voranschreitet.

Was ist das Stadium 1 beim Lipödem?

Als Stadium 1 wird das Anfangsstadium beim Lipödem bezeichnet. Die Hautoberfläche ist noch relativ glatt. Schwellungen sind nicht so stark ausgeprägt und treten oft nur vorübergehend oder am Ende des Tages auf.

Allerdings zeigen viele Studien inzwischen, dass die Schmerzen und Druckempfindlichkeit beim Lipödem nicht immer mit den Stadien korrelieren. Auch ein Lipödem Stadium 1 kann sehr schmerzhaft sein. Darauf gehen wir unten bei den Behandlungsmöglichkeiten noch genauer ein.

Ursache beim Lipödem nicht vollständig aufgeklärt

Bis heute ist immer noch nicht klar belegt, welche Ursache das Lipödem hat. Vermutlich trägt eine genetische Veranlagung zur Entstehung bei. Hormonelle Faktoren (vor allem Östrogen) führen oft zum Ausbruch der Erkrankung, weshalb das Lipödem fast ausschließlich bei Frauen auftritt und häufig in hormonellen Umbruchphasen ausbricht, wie z.B. während der Pubertät, Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. Es kann aber auch ohne klaren Auslöser auftreten.

Vermutet wird, dass Östrogen eine Rolle in der Entstehung des Lipödems spielt, indem es bei Frauen mit entsprechender genetischer Veranlagung über zwei Mechanismen wirkt: Zum einen über eine veränderte Verteilung der Östrogenrezeptoren. Zum anderen durch eine erhöhte Freisetzung von steroidogenen Enzymen, was zu einer vermehrten Fettzellbildung und Fettablagerung führt (1).

Da die Ursache nicht bekannt ist, kann sie auch nicht direkt bekämpft werden. Eine Heilung ist deshalb bis heute leider nicht möglich. Wohl aber eine Linderung der Schmerzen, eine Verlangsamung des Fortschreitens und eine operative Entfernung des Fettgewebes durch Liposuktion. Alle drei Punkte erläutern wir unten noch genauer.

Behandlung bei Lipödem Stadium 1: Was ist sinnvoll?

Eine Behandlung des Lipödems zielt vor allem auf zwei Punkte ab: Sie soll Schmerzen lindern und idealerweise auch das Fortschreiten des Lipödems verlangsamen. Dafür setzen Fachärzte bei einem Lipödem Stadium 1 und auch bei fortgeschrittenen Lipödemen folgende Behandlungsmöglichkeiten ein:

Kompressionstherapie

Ihr Arzt wird Ihnen vermutlich empfehlen, Kompressionsstrümpfe, Kompressionshosen oder andere Hilfsmittel zur Kompression zu tragen. Das kann den Blut- und Lymphfluss verbessern, Schwellungen reduzieren und dadurch Schmerzen lindern. Die Kompressionstherapie bildet in den meisten Fällen die Basis der Behandlung.

Weitere konservative Therapiemöglichkeiten

Zusätzlich kann der Arzt Lymphdrainagen und / oder eine Physiotherapie verordnen, um die Beweglichkeit zu verbessern und das Lymphsystem zu unterstützen.

Obwohl eine spezielle Diät das Lipödem nicht heilen kann, kann eine gesunde und ausgewogene Ernährung dazu beitragen, Übergewicht zu vermeiden und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Ihr Arzt kann Sie dafür an eine professionelle Ernährungsberatung verweisen.
Bei Bedarf können Schmerzmittel oder andere medikamentöse Therapien eingesetzt werden, um Schmerzen und Beschwerden zu lindern. Dies entscheidet der Arzt individuell, je nachdem wie stark die Schmerzen sind und ob weitere Begleiterkrankungen vorliegen.

Liposuktion bei Lipödem Stadium 1

Früher wurde die Liposuktion (Fettabsaugung) oft erst im fortgeschrittenen Stadium eines Lipödems in Erwägung gezogen. Das hat sich längst geändert.

Im Januar 2024 wurde deshalb auch in die offiziellen medizinischen Leitlinien zum Lipödem (2) aufgenommen, dass die Liposuktion immer dann durchgeführt werden sollte, wenn konservative Maßnahmen nicht erfolgreich sind und trotz Ausschöpfung aller Therapiemöglichkeiten weiter Schmerzen vorliegen. Das kann auch bereits bei einem Lipödem Stadium 1 der Fall sein, während andere Betroffene auch in Stadium 2 oder 3 noch weitestgehend schmerzfrei sein können.

Basis für diese Empfehlung sind zahlreiche Fallberichte und Studien, die zeigen, dass die Liposuktion unabhängig vom Stadium des Lipödems einen deutlichen Effekt auf die Schmerzreduktion hat (3).

Das können Sie bei Lipödem Stadium 1 selbst tun

Durch folgende Maßnahmen können Sie dazu beitragen, die Symptome eines Lipödems Stadium 1 zu lindern, Ihre Lebensqualität zu verbessern oder das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Es ist wichtig, dass Sie in allen Punkten eng mit Ihrem Arzt oder Therapeuten zusammenarbeiten, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen.

1. Übergewicht reduzieren

Liegt neben den Lipödem-bedingten Fetteinlagerungen auch ein generelles Übergewicht vor, sollte dieses reduziert werden, um Schmerzen zu lindern und die Erfolgschancen von Therapien wie der Liposuktion zu verbessern. Gerade im Anfangsstadium, also bei einem Lipödem Stadium 1, lassen sich bei einem normalen Körpergewicht viele Symptome leichter verhindern.

2. Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung mit wenig Salz und Zucker kann helfen, Wassereinlagerungen zu reduzieren. Entzündungshemmende Diätformen wie die mediterrane Diät oder ketogene Diäten sind besonders vielversprechend, um die Symptome positiv zu beeinflussen.

3. Ausreichend Trinken

Trinken Sie ausreichend Wasser, um den Stoffwechsel zu unterstützen und den Körper zu entlasten.

4. Regelmäßige Bewegung

Leichte bis moderate Ausdaueraktivitäten wie Schwimmen, Radfahren oder Walking können helfen, den Lymphfluss zu fördern. Vermeiden Sie jedoch Sportarten mit hoher Stoßbelastung wie Joggen oder bestimmte Aerobic-Übungen, da diese das Gewebe zusätzlich belasten können. Aquafitness oder Gymnastik im Wasser kann besonders hilfreich sein, da der Wasserauftrieb die Gelenke schont und den Lymphfluss unterstützt.

5. Pflege der Haut

Achten Sie auf eine gute Hautpflege, um Hautirritationen und -infektionen zu vermeiden. Verwenden Sie feuchtigkeitsspendende Cremes und Öle, um die Haut geschmeidig zu halten. Bei Bedarf kann eine Beratung bei einem Dermatologen sinnvoll sein.

6. Vermeidung von langem Stehen oder Sitzen

Vermeiden Sie es, lange Zeit in derselben Position zu verharren. Regelmäßige Bewegungspausen und das Hochlegen der Beine können hilfreich sein und verhindern, dass die Beine zu stark anschwellen.

7. Stressreduktion

Stress kann sich negativ auf den allgemeinen Gesundheitszustand auswirken. Das gilt bei jedem Menschen, aber ganz besonders auch für Frauen mit Lipödem. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können hilfreich sein.

8. Psychische Unterstützung suchen

Da auch ein Lipödem Stadium 1 bereits erhebliche psychische Belastung darstellen kann, kann psychologische Unterstützung oder der Beitritt zu Selbsthilfegruppen hilfreich sein. Der Austausch mit anderen Betroffenen und professionelle Beratung können helfen, mit den emotionalen Herausforderungen der Erkrankung umzugehen.

Quellen:

  • Katzer K, Hill JL, McIver KB, Foster MT. Lipedema and the Potential Role of Estrogen in Excessive Adipose Tissue Accumulation. Int J Mol Sci. 2021 Oct 29;22(21):11720. doi: 10.3390/ijms222111720. PMID: 34769153; PMCID: PMC8583809. (Link zur Studie)
  • Leitlinie Lipödem 2024 beim AWMF: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-012
  • Seefeldt T, Aitzetmüller-Klietz ML, Kückelhaus M, Wiebringhaus P, Hirsch T, Harati K, Aitzetmüller-Klietz MM. Breaking the circle-effectiveness of liposuction in lipedema. J Dtsch Dermatol Ges. 2023 Jun;21(6):601-609. doi: 10.1111/ddg.15064. Epub 2023 May 15. PMID: 37190925. (Link zur Studie)
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